|
Regenschauer
Ungesehene Wolken tief erhoben in der nächtlichen
Dunkelheit verdecken das letzte aufflimmernde
Licht der Sterne.
Regen prasselt leise tönend gegen die Fensterschei-
ben, während dein verlorener Blick versucht, jeden
Tropfen einzeln aufzufangen und für sich zu bewahren.
Dein warmer Atem verfängt sich vor dir auf dem
kühlen Glas und lässt es leicht beschlagen, nur für
einen kurzen Augenblick, bis es gleich wieder in
den Äther zu entschwinden scheint.
Wie von Geisterhand entführt, geraubt, gestohlen.
Vielleicht da hinaus geflohen, scheinbar kurz er-
blickt unter der Laterne, wie ein Schleier durch
den Regen stürmend.
Oder doch nur eine Windböe, die draussen entlang
fegte und alles Fallende mit sich riss?
Berührst das Fenster, entlässt eine Träne und spitzt
die Lippen als wolltest du rufen, halt!
Warte auf mich! Atem, Leben, halt inne und warte
doch auf mich! Bist zu schnell, eilst davon!
Hörst du mich denn nicht?
Fast schon aufgegeben, erblickst du den Schleier er-
neut unter dem schalen Laternenlicht. Steht nur da.
Scheinbar wartend in diesem Gewirr aus Regen,
Wind und Traurigkeit, und du weisst, du weisst es
ganz genau. Er wartet nur auf dich.
Ist immer da gewesen, da geblieben.
Beruhigt schliesst du deine Augen und lässt ihn
gehen. Wieder heimkehren. In dein so erwärmtes
Herz.
Ergriffen wendest du dich ab und der Regen prasselt
immer leiser tönend gegen die Fensterscheiben, bis
er am Ende vollkommen verstummt.
zurück
|